Der Begriff der Persönlichkeitsstörung hat leider einen ungewollten entwertenden Beigeschmack. Das ist bedauerlich, da die sogenannten Persönlichkeitsstörungen früher einmal Anpassungsleistungen in Reaktion auf bedrohliche Kontexte waren.
(Zerfallserscheinungen: Wenn unsere seelische Haut durch schwere [narzißtische] Kränkungen perforiert wird, zerböckelt unser körperliches Selbstempfinden buchstäblich, wie wenn wir in lauter Einzelteile zerlegt würden. Wir spüren uns dann nur noch „teil-weise“: das stechende Herz, der hämmernde Kopfschmerz, der schmerzende Bauch, der sich verkrampfende Reizdarm oder die nicht spürbare linke Körperhälfte usw.)
Eine bestimmte Gruppe von Problemen läßt sich am besten unter Bezug auf das Umfeld bzw. den interaktionellen Kontext eines Menschen thematisieren. Dazu gehören vorrangig Konflikte am Arbeitsplatz (auch Mobbing genannt), Integrationsprobleme mit Migrationshintegrund wie auch Beziehungs- resp. Familienkrisen (z.B. emotioale Abhängigkeit von einer suchtmittelabhängigen Person, Co-Abhängigkeit genannt).
Schließlich gilt es noch, spezifische Phasenübergänge und Umbruchsituatioenen und die daraus resultierenden Anpassungsprobleme zu berücksichtigen. Am bedeutsamsten sind da vielleicht Verlusterlebnisse (z.B. der Tod eines geliebten Menschen) aber auch Übergangsprobleme beim Älterwerden, wobei die gescheiterte Anpassungsleistung an den neuen Lebensabschnitt auch schon einmal als „Rentenneurose“ bezeichnet wird.